Sonntag, 27. Mai 2012

Pfingsten

Heute habe ich einen ganz tollen Artikel in der Südostschweiz.ch (Grösste Zeitung GR) gelesen!
Er stammt von Pfarrer Michael Ott aus Maienfeld.
Da für mich mein Glaube eine wesentliche  Rolle in meinem Leben spielt und ich an Pfingsten glaube, will ich sehr gerne diesen tollen
Blogbeitrag (leicht gekürzt) mit euch teilen!
Ich kann nur bestätigen, was darin steht und behaupten, dass ich diese Dinge genau so erlebt habe und erlebe.Gerade erst wieder aufs Neue.. Dies auch noch 2000 Jahre nach diesem Ereigniss.
Ich danke Gott für das Pfingstwunder und die Gabe seines Sohnes und seinen kostbaren Geist!

"Am Übergang von Frühling zu Sommer feiern wir diesen Sonntag Pfingsten, gewissermassen das Geburtsfest der christlichen Kirchen – in der Tradition das Fest des Dankes für den Empfang des Heiligen Geistes. Und dieser weht bekanntlich, wo er will, vor allem auch da, wo wir ihn nicht vermuten würden: immer überraschend.
Pfingsten lebt wesenhaft von überraschendem Fort-Schritt. An diesem Tag, so berichtet die Bibel, verkünden die Jünger Jesu öffentlich, unerklärlicherweise verständlich in allen bekannten Weltsprachen, die erfahrenen Grosstaten Gottes. Das Umwälzende dabei: Sie haben keine Angst mehr. Sie verstecken sich nicht mehr in ihren Häusern, wo sie seit dem Tod Jesu ausgeharrt haben, sondern gehen auf die Strasse, in die Welt zu den Leuten und stehen zu ihrer Überzeugung. Ihre Angst ist verschwunden. So ist diese überraschende Geschichte wie die Bibel insgesamt: eine Geschichte gegen die Angst.
Pfingsten knüpft dabei auf wunderbare Weise an eine Grunderfahrung des Menschen an: Alles Wesentliche habe ich empfangen. Eine Haltung, die später unter anderen auch Albert Schweitzer in seiner «Ehrfurcht vor dem Leben» wieder aufnimmt. Ein staunendes Erkennen, dass wir all die wesentlichen Dinge des Lebens nicht selber machen können. Das Korn habe nicht ich wachsen lassen, das Obst nicht selber hergestellt, Erfolg und Gesundheit nicht allein beschafft. Wer auf solche Weise offen für das Empfangen ist, erlebt auf dieser Grundlage ständig Überraschungen, sieht und erlebt etwa die gewohnten Dinge des Alltags plötzlich anders und neu. Und – das wäre dann wahrlich pfingstlicher Fortschritt – er lässt sich vielleicht sogar zu etwas in den Augen der Mitmenschen Neuem oder Unglaublichem anregen, das er bisher ängstlich vermieden hat.
Natürlich haben wir Angst davor, unser Leben auch mal zu ver-rücken und gegebenenfalls neu zu ordnen. «Der ist ja total verrückt», lautet ja auch sehr schnell das Urteil unserer Gesellschaft über jemanden, der auch nur etwas aus der Reihe tanzt. So lehrt die Pfingstgeschichte, dass Überraschungen zunächst oft mit Furcht verbunden sind. Erst später ordnen sich solche unerwarteten Erlebnisse dem Lauf des Lebens ein und ermöglichen dadurch Sinn. Aus vielen kleinen und grossen Überraschungen wächst die Erkenntnis, dass das ganze Leben nicht nur von Planung und Organisation lebt, sondern wesentlich geschenkt ist. Wer das akzeptiert und weiss, kann plötzlich auch ohne Angst leben und denken. Das Höchste in meinem Leben sind dann nicht mehr nur die Beachtung von Konventionen, Normen und Regeln, ich muss nicht mehr um jeden Preis konform und kompatibel sein – ich habe die innere Freiheit, auch mir gemäss zu leben und kann so mehr und mehr «Mensch werden», wie es die alten Weisheitslehrer ausdrücken. Das wäre eine Überraschung und ein Fortschritt, der unser Leben wirklich ver-rücken, umkrempeln und befreien würde.
Pfingsten bedeutet also zusammenfassend unser Erkennen, dass wir im beschriebenen Sinn Empfangende und Beschenkte sind. Aus dieser Erkenntnis heraus dürfen wir uns engagieren und gegen die Nöte der jeweiligen Zeit angehen – ganz konkret, uns und die Welt verändernd. So gelangen wir zur grossen Freiheit von Pfingsten, zu der wir uns immer wieder gegenseitig ermutigen dürfen und die wir uns von niemandem nehmen lassen sollen. Und an diesem Punkt kann auch – dies als letzte und grösste Überraschung – umschrieben werden, wer oder was der «Heilige Geist» ist und bedeutet, diese für uns unanschaulichste und unfassbarste Person der Trinität Gottes: Der Heilige Geist – so drücken es die alten Kirchenväter in ihrer mythischen Sprache aus – ist nichts anderes als der Auferstandene in uns. Sein Geist wird uns zur Leitschnur und zum Gewissen, zum wegweisenden und befreienden Geschenk für unser heutiges konkretes Leben.
So legt Pfingsten den Grundstein unserer christlichen Ethik, verleiht ihr eine Herkunft und Identität, die in unserem aktuellen Fragen nach dem jeweils richtigen Handeln immer wieder durchschimmern darf."

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