Montag, 11. März 2013

Fräulein Jacobs funktioniert nicht



Vor drei Wochen bin ich durch einen Zeitungsartikel im „Sonntagsblick“ auf Louise Jakobs aufmerksam geworden.

Sie sprach im ganzen Interwiev nicht sehr begeisternd über ihre Kindheit in Zürich und das reiche Kind der Familie Jacobs zu sein...(Wer kennt nicht die Jacobskrönung mit dem Verwöhnaroma? )Ich fand das ziemlich arrogant und undankbar.

Nichtsdestotrotz habe ich mir das Buch: „Fräulein Jacobs funktioniert nicht“ gekauft um den Dingen mal auf dem Grund zu gegen. Ohne zu wissen, dass ich die spannende Biografie einer strak legasthenen und sehr starken Frau vor mir habe…

Im Grunde schreibt Louise Jacobs nicht sehr viel über ihre Familie. Ausser, dass ihre Eltern immer das Beste wollten und die Mutter eher überfordert schien mit ihrem „Anderstsein.“

Die Vorschuhljahre waren sehr schön und auch behütet, was sich schlagartig ändert,als Louise in die Schule kommt.

Sehr bald wird erkannt, dass sie eine äusserst schwere Legasthenie hat und eine ausgeprägte Form der Dyskalkulie. Da man nur das Beste will, wird Louise von „Hinz zu Kunz“ geschickt, um sie zu therapieren und zu heilen.

Sie sagt es mit ihren Worten so: „Als ich acht war, begann man mich zu untersuchen. Und das faszinierende war: Je mehr man mich untersuchte, desto weniger an mir stimmte. Ich wurde immer falscher!“

Leider wird sie als ausgesprochen krank abgestempelt. Während ihre Mitschüler auf Wanderungen gehen, oder Mittwochnachmittage frei spielen dürfen, muss sich Louise auf den Weg machen um dieses Monster „Legasthenie“ zu bekämpfen.

Die Therapieformen sind mehr als dubios und füllen das Leben des Kindes über ganz viele Jahre dermassen aus, dass Louise natürlich kein Selbstwert aufbauen kann und von sich denkt, sie sei nicht genug. Nie genug.

Nie und niemanden genügt sie. Sich selbst auch nicht! Sie "ist voller Schwächen" und sieht sich bald als ein einziger Mangel.

Sie flüchtet sich ins Schreiben und in ihrer Phantasie lebt sie als Cowboy in Amerika. Am liebsten ganz abgeschottet und alleine. Ihre Einsamkeit ist immer am Grössten um Menschen herum.

Mit 16 geht sie in die USA und besucht ein Collage, mit sehr viel harter Arbeit und eisernen Willen, bekommt sie einen Abschluss. Was sie wiederum nicht bekommt,ist Anschluss und ein weiteres Problem schleicht sich in ihr Leben: Sie zwingt sich zum Hungern. Louise wiegt nur noch 34 Kilo, als sie in eine Schweizer psychiatrische Klinik eingewiesen werden muss. Über mehrere Monate ringt sie mit der Magersucht, dem Tod und sich selber.

Aber auch dies überwindet Louise Jacobs.

Ihre Eltern haben noch immer das Abitur für ihre Tochter im Auge, aber sie wagt sich das erste Mal, zwanzig jährig, gegen deren Willen aufzulehnen und entscheidet sich für eine Schule in Berlin.

Berlin scheint der Rettungsanker für Louise zu sein....

Leider hört das Buch hier auf. Es gibt zwar noch ein Epilog, aber man erfährt nicht genaueres über ein Jetzt und Heute. Leider.

Diese Biografie hat mir ein Bild gemalt von einer aussergewöhnlichen Frau. Eine Frau, die stark ist und allen Widrigkeiten des Lebens getrotzt hat. Trotz massiver Probleme hat sie einen Weg gefunden. Oft scheint es, dass sie ihren Weg nicht gefunden und ihn nicht beschritten hat und dennoch ist sie da, wo sie heute ist und ist einen Weg gegangen…

Sie ist trotz schwerer Legasthenie ein überaus erfolgreiche Schriftstellerin geworden. Ihre Bücher füllen Bestsellerlisten.


Sie macht auf das Thema Legasthenie aufmerksam und erklärt wunderbar, dass Legasthenie oder Dyskalculie  keine Krankheit oder Störung ist, sondern ein "anderes denken".

Ich wünsche mir für sie, dass sie jetzt glücklich ist und dass sie sich mit dem Leben versöhnt hat.

Sehr empfehlenswertes Buch.

Für 28.90 CHF überall zu haben.

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